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Trends für die Fertigungsindustrie im Jahr 2020

In Abkehr von den bisherigen Adoptionszyklen neuer Technologien wird der Fokus der Fertigungsbranche im Jahr 2020 nicht allein in der schrittweisen Verbesserung bestehender Prozesse liegen. Stattdessen werden Innovationen wie Künstliche Intelligenz und 5G ihren Weg in neue Geschäftsmodelle finden, die die gesamte Branchen grundlegend verändern.

Trend 1: Mehr Maschinen als Menschen nutzen 5G

Bis zum Ende des Jahres 2020 werden mehr Produktionsanlagen über das 5G-Netz verbunden sein als Menschen. In der Fertigungsindustrie wird 5G seine größte Wirkung entfalten. Die latenzarme, zuverlässige Konnektivität ermöglicht es Sensoren von Industriemaschinen, miteinander zu kommunizieren und einen Datenschatz zu erzeugen, der durch Machine Learning neue Perspektiven für Kosteneinsparungen und Effizienz eröffnet.

Die verbesserte Kommunikation zwischen Maschinen führt nicht nur zu mehr Effizienz, sondern auch zur Automatisierung komplexerer Fertigungsmodelle wie Configure-to-Order und Make-to-Order. Mit 5G ist ein Grad der Automatisierung möglich, der bisher nur mit langfristiger Serienfertigung zu erreichen war. So können multivariate Produktionsläufe für kundenspezifische oder hochkonfigurierte Produkte ebenso wie regionale Massenanpassung automatisiert werden – mit geringerem menschlichem Eingriff als bisher.

Trend 2: Das B2B2C-Modell wird zur Konkurrenz für B2B

Fertigungsunternehmen geben sich nicht länger mit ihrem traditionellen Platz am äußersten Ende der Wertschöpfungskette zufrieden. Ihr Weg näher hin zum Verbraucher wird vom globalen Trend der Servitization unterstützt: Unternehmen ergänzen ihre Produkte durch Services für den Endkunden oder verkaufen sie als Service auf Abonnementbasis.

Bereits 2018 zeigten Daten von IFS, dass 62 Prozent der Hersteller vom Aftermarket-Umsatz profitierten - sei es durch Ersatzteile, Garantie oder proaktive Serviceverträge. 16 Prozent der Befragten boten Wartungsverträge mit spezifischen Service-Level-Agreements (SLAs) an, aber nur 4 Prozent der Hersteller boten Produkte vollständig mit Voll-Service an. Damit könnten Unternehmen ein Produkt über seinen gesamten Lebenszyklus hinweg direkt unterstützen oder warten, auch wennn sie das Produkt über einen indirekten Vertriebskanal verkauft haben. So wird aus einem Fertigungsbetrieb ein Business-to-Business-to-Consumer-Unternehmen (B2B2C).

Die zunehmend direkte Kommunikation zwischen Endkunde und Hersteller in diesem B2B2C-Modell wird das Kundenerlebnis nachhaltig verbessern. Zudem wird das Modell der Umwelt zugutekommen, da die Anzahl gefertigten Teile und verwendeten Ressourcen den tatsächlichen Anforderungen für eine Aufgabe entspricht – und so nur das produziert wird, was Kunden auch tatsächlich benötigen.

Trend 3: Bis 2022 werden mehr als die Hälfte der Hersteller in KI investieren – und damit ihre Produktivität um mehr als 10 Prozent steigern

Eine Studie von IFS im November 2019 zeigte, dass 40 Prozent der Hersteller die Einführung von KI für Lagerplanung und Logistik beabsichtigen, gefolgt von Produktionsplanung und Customer Relationship Management (CRM) mit jeweils 36 Prozent. Eine Mehrheit von 60 Prozent der Befragten gab an, dass sie mit diesen Investitionen Verbesserungen der Produktivität anstreben.

IFS arbeitet eng mit seinen Kunden zusammen, um Machine-Learning-Anwendungen mit mehreren großen Datensätzen zu kombinieren und so Muster und Strategien zu identifizieren, die dem menschlichen Auge bisher entgangen sind.  Die meisten Fertigungsunternehmen setzen bereits auf Automatisierung – nicht nur im Werk, sondern auch im Front-Office, etwa im Qualitätsmanagement. Während Automatisierung die Prozesse rationalisiert, wird KI in der Lage sein, gänzlich neue Prozesse zu schaffen. Damit können Unternehmen zum Beispiel Qualitätsprobleme vorhersagen, bevor sie auftreten, oder KI-gestützt neue Geschmacksrichtungen kreieren, um den Geschmack des individuellen Kunden zu treffen.

Ein weiterer Bereich, der sich im kommenden Jahr weiterentwickeln wird, ist die KI-gestützte Nachfrageplanung. Wenn KI-Anwendungen auf die richtigen Datensätze geschult werden, sind Hersteller in der Lage, ihre Lieferkette mit Nachfrageprognosen abzugleichen, um daraus bisher nicht mögliche Erkenntnisse zu erhalten. Dies wiederum wird eine neue Denkweise der Unternehmen mit sich bringen, aus deren Sicht der Herstellungsprozess bisher in der Fabrik begann und endete. KI wird dem Just-in-Time-Konzept eine ganz neue Bedeutung verleihen, denn sie erlaubt es einem Hersteller neue Fragen zu stellen: „Just in time – gerade rechtzeitig – für was genau?“ Was ist das Ereignis oder die Kombination von Ereignissen, die Wiederauffüllung auslösen sollen – ein Nachfragesignal, ein Preisabfall des Bauteils oder des Rohmaterials? All diese Erkenntnisse werden durch KI ermöglicht.

2020 wird ein spannendes Jahr für die Fertigungsbranche. Nach Jahrzehnten des inkrementellen Produktivitätswachstums – ein Ergebnis von Lean-Initiativen, Automatisierung und strenger Disziplin – werden die Hersteller die Technologie nicht zur Optimierung nutzen, sondern auch um neue Innovationen zu erschaffen. Damit wird KI auch neue Einnahmequellen für Hersteller ermöglichen.

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Artikel vom 13.01.2020

Schlagwörter: ERP