ATOSS Healthcare Day: „New Work im Krankenhaus ist möglich” -Experten sind sich einig: Kliniken der Zukunft sind agil, vernetzt, transparent und flexibel
Ärztemangel, Pflegenotstand und ein strenger Fokus auf Wirtschaftlichkeit – Institutionen des Gesundheitswesens stehen mehr denn je vor großen Herausforderungen. Am 21.03.2023 hatte der Workforce Management Anbieter ATOSS zum digitalen Healthcare Day eingeladen. Vertreter aus Wissenschaft und Praxis wie Dr. Elvira Gottardi-Schemel von Deloitte Consulting, Dr. Andreas Hoff, Experte für betriebliche Arbeitszeitgestaltung, sowie verschiedene Kliniken diskutierten, welche Auswege es aus dem Fachkräftemangel gibt und wie das Krankenhaus der Zukunft aussehen könnte.
In seinem Vortrag „Wie viele Kliniken braucht das Land?“ legte Dr. Peter Brückner-Bozetti, Geschäftsführer beim Forum für Gesundheitswirtschaft, dar, weshalb sich die Krankenhauslandschaft in Deutschland zwangsläufig reduzieren wird. Gleichzeitig machte er deutlich, dass sich die Versorgungsstrukturen grundsätzlich ändern müssen, wenn Qualität und Ökonomie im Gesundheitswesen langfristig gesichert werden sollen. Mit Blick auf das drohende Kliniksterben beschäftigte sich Detlef Odendahl, Geschäftsbereichsleiter Recht & Personal im Klinikum Leverkusen, in seinem Vortrag „Zwischen kleiner und großer Reform – wie wirkt sich das auf die Personaleinsatzplanung aus?“ mit der Frage, wie sich der starke Produktivitätsrückgang in Kliniken verhindern lässt. Als mögliche Maßnahmen schlug er die Umgestaltung der Ärztlichen Dienstplanung, das Einrichten klinikübergreifender Fachkräfte-Pools sowie eine Verlagerung ausgewählter OPs in Tagesoperationszentren vor.
Dr. Elvira Gottardi-Schemel, Managerin Strategy & Transformation, Healthcare & Life Sciences bei Deloitte Consulting, präsentierte während ihres Vortrags „Hospital without Walls“ die Vision eines Krankenhauses ohne Wände. Anhand eines Beispiels zeigte sie auf, wie eine durchgehende Versorgung von Patienten auch ohne stationären Aufenthalt gewährleistet ist. Dabei spielen vor allem digitale Echtzeit-Gesundheitsdaten, vernetzte Pflegeleistungen sowie intuitiv bedienbare Systeme und Apps eine große Rolle. Durch die Auslagerung der Gesundheitsversorgung, zum Beispiel an digitale Intensivstationen oder so genannte Hospitals@Home, können stationäre Einrichtungen entlastet werden.
Über die „Autonomie der Arbeitsorganisation – New Work in Kliniken“ referierte Prof. Dr. Michael Löhr, Pflegedirektor im LWL-Klinikum Gütersloh. Dort ist es gelungen, trotz hierarchischer Strukturen eine partizipative Arbeitsweise zu etablieren und Verantwortung an die Mitarbeitenden zu übergeben. Das „Gütersloher Modell“ sieht die Stationsleitungen als Motor der Kernleistung der Klinik. Sie arbeiten im Netzwerk bzw. in regelmäßigen Arbeitskreisen zusammen, um dispositive Themen, zum Beispiel das Ausfallmanagement, abteilungsübergreifend zu besprechen. Dazu Prof. Dr. Löhr: „Wenn jede Station vor sich hin arbeitet, geht viel Potenzial für Innovation und Produktivität verloren. Dieses in Kliniken weit verbreitete Silo-Denken haben wir erfolgreich durch eine kollaborative Kultur ersetzt.“ Dass sich die Einführung agiler und partizipativer Arbeitsweisen für Organisation und Belegschaft lohnt, zeigen die hohe Mitarbeiterzufriedenheit, die gute Besetzungssituation sowie die niedrigen Abbrecherquoten bei den Auszubildenden im LWL-Klinikum.
In der abschließenden Diskussion waren sich Dr. Michael Petri, Dr. Petri Hospital Consulting, Dr. Elvira Gottardi-Schemel, Deloitte Consulting, Steffen Köhler, Geschäftsbereichsleiter Personal der Kliniken Südostbayern, und Prof. Dr. Michael Löhr, Pflegedirektor im LWL-Klinikum Gütersloh einig, dass New Work auch im Gesundheitswesen ein vielversprechendes Instrument gegen den Fachkräftemangel ist.
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Artikel vom 13.04.2023
Schlagwörter: Workforce Management, health care
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