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Das digitale Zeitalter hat längst begonnen – auch in der Automobilbranche

Bei der IAA zeigt die SAP, wie intelligente Mobilität in Ballungsräumen aussehen könnte und stellt Lösungen für Umweltzonen und e-Fuhrparks vor.

Die Automobilbranche steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Dabei geht es aber natürlich nicht darum, das Smartphone mit dem Infotainmentsystem im Auto zu verbinden und somit Spotify abspielen zu können oder Google Maps auf den Bildschirm zu bringen, um darüber zu navigieren. Das ist gängige Praxis heutzutage und eigentlich kaum noch der Rede wert. Bringt ein Neuwagen diese Konnektivität nicht mit, wird er zum Ladenhüter.
Doch worum geht es also dann? Es geht letztlich darum, intelligente Technik, Plattformen zur Verfügung zu stellen, damit Fahrzeuge, Infrastrukturen, Ladesäulen über Sensoren mit diesen Plattformen verknüpft werden können. Daten werden ausgetauscht und ausgewertet, Services können darüber angeboten werden. Das wiederum ist letztlich die Grundlage dafür, dass Kunden gemeinsam mit SAP und SAP-Partnern imstande sind, komplett neue Geschäftsmodelle zu entwerfen.

Und Innovation ist auch notwendig, wenn man dem von Roland Berger erhobenen Elektromobilität-Index von Q1/2017 Glauben schenken darf. Demnach rückt „Deutschland im Indikator Technologie weltweit an die Spitze vor.“ Und weiter heißt es: „Die Rolle der Städte in Bezug auf die Emissionsgesetzgebung wächst: Während in chinesischen Großstädten die Vergabe von Kfz-Kennzeichen bereits heute vielerorts an den Antriebstyp gekoppelt ist, wird London 2020 eine Ultra Low Emission Zone einrichten. In Paris wird gleichzeitig über ein Diesel-Verbot ab 2020 und in Norwegen über ein Verbot sämtlicher Verbrenner ab 2025 nachgedacht.“ Für mich bedeutet das aber auch: Wer als Softwarehersteller keine IoT-/Cloud-Plattform anbieten kann, hat im Grunde das Rennen um die Digitalisierung in der Industrie, nicht nur in der Automobilindustrie, jetzt schon verloren.

SAP-Showcases auf der IAA zeigen Lösungen für Ballungsräume

Im Bereich Smart Cities präsentiert die SAP auf der IAA New Mobility World 2017 einen Showcase, der genau das adressiert, was der „Index Elektromobilität“ aufführt, nämlich wie die Mobilität zukünftig in Ballungsgebieten aussieht, wenn sogenannte „Ultra Low Emission Zones“ eingerichtet werden – wie für London 2020 geplant. Der Smart-City-Showcase zeigt, wie Machine Learning, Internet-of-Things, Blockchain, Big Data und kundenorientierte Services neue Geschäftsmodelle entstehen lassen und wie sie das Leben in Städten in einer nahen Zukunft gestalten werden: für Menschen, den öffentlichen Sektor und auch Unternehmen.

Das vorgestellte Szenario ist an Aktualität kaum zu übertreffen: Sie möchten mit ihrem Auto in eine Stadt fahren, in der bereits Umweltzonen eingeführt wurden, die sozusagen „Eintrittsgeld“ kosten. In unserem Beispiel wären das 20 Euro, um direkt ins Stadtzentrum fahren zu dürfen. Auf einem Bildschirm im Auto werden Sie nun gefragt, ob ihr Fahrzeug beispielsweise auf Elektroantrieb umgestellt werden kann oder der CO2-Ausstoß einen vorgegebenen Grenzwert einhält. Je häufiger ihr Auto die hier geforderten Grenzwerte einhalten kann, umso stärker reduziert sich die zu entrichtende Umweltgebühr. Da das Fahrzeug mit einer städtischen Leitzentrale verbunden ist und diese Daten in Echtzeit mit Hilfe einer Cloudplattform verarbeitet werden können, kann die Erfassung des Fahrzeuges sofort erfolgen und abgerechnet werden. Das Modell nennt sich „Pay as you pollute“. Pläne dazu hat die Stadt London auf den Weg gebracht.

Ein weiteres Beispiel zeigt die intelligente Verkehrsinfrastrukturüberwachung: Mit Hilfe von Virtual Reality und 3D-Druck wird ein technischer Außendienstmitarbeiter der Stadt zukünftig Wartungen sofort zum Zeitpunkt ausführen können, an dem der Schaden auftritt.

Vision: e-Fuhrpark

Außerdem arbeitet die SAP mit EWE, dem fünftgrößten Energieversorgungsunternehmen in Deutschland, an der Entwicklung einer umfassenden Prototyp-Lösung für den erfolgreichen Betrieb eines e-Fuhrparks. Nach erfolgreichem Test dieser Prototyp-Lösung durch Pilotkunden ist eine direkt folgende Markteinführung sehr wahrscheinlich.

In einem ersten Schritt adressieren SAP und EWE Corporate- und Leasing-Fahrzeugflotten sowie aus Poolfahrzeugen bestehende Flotten – haben also zunächst das B2B- und B2B2C-Geschäft im Auge. Selbstverständlich kann die Lösung später weiter ausgebaut werden. Dabei streben die Partner zwei weitere Dimensionen an: einmal in Richtung öffentliche Ladeinfrastruktur für B2C-Kunden und dann sollen andere ‚Moving Assets’ hinzukommen, also elektrisch angetriebene Fahrzeuge wie Gabelstapler, Fahrräder, Busse, LKW oder auch Drohnen. Zurzeit arbeiten wir an einer gemeinsamen Plattform, auf der sich unterschiedliche Mobilitätsanwendungen wiederfinden, die leicht zu nutzen sind und von Partnern auch erweitert werden können.

Unter dem Motto “Heute schon das Morgen erleben” zeigen EWE und SAP auf der IAA den Fuhrpark der Zukunft.

Das große Ziel beider Unternehmen ist die Entwicklung einer Standard-Softwarelösung für ein offenes System für alle Hersteller, alle Modelle von Fahrzeugen und Ladeinfrastrukturen für gemischte Fuhrparks. Kernstück bildet dabei ein intelligentes Lade- und Lastmanagement, bei dem e-Fahrzeuge gemäß Ladepläne geladen und die verfügbare Leistung bedarfsgerecht auf die angeschlossenen Fahrzeuge verteilt werden. Hierbei werden der zur Verfügung stehende Strom, die relevanten Strom-Abnehmer entsprechend einer Priorisierung berücksichtigt: Notfallvorrangladung vor Minimalreichweitenladung, vor Wunschreichweitenaufladung, die Kosten oder auch Marktpreise für Strom und die Verteilung in der Infrastruktur, das sogenannte Balancing. Außerdem soll Kunden eine App zur Nutzung der Ladepunkte und perspektivisch von Car- und Ride-Sharing-Angeboten zur Verfügung gestellt werden.

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Artikel vom 12.09.2017

Schlagwörter: ERP, Automotive