Executive Summary: Entwicklung des ERP 3.0-Marktes
Kaum ein Software-Markt hat sich in den vergangenen Jahren so sehr verändert, wie der Markt der ERP-Geschäftsanwendungen. Vor allem die Technologie- und Nachfrageentwicklungen in den Bereichen Digitalisierung, IoT, Cloud-Migration, Mobility, Micro-Services, BI/Big Data Analytics sowie die zunehmende Verschmelzung von IT und Produktion hat den ERP-Markt gefordert. Dies hat nicht nur zu kürzeren Innovationszyklen bei Anbietern geführt, sondern auch die Marktkonsolidierung vor allem bei älteren ERP-Generationen beschleunigt. Während die Anzahl an aktiven On-Premises Softwareprodukten in DACH (ERP 2.0, 2019: 210; 2020: 189; 2021: 139) stetig abnimmt, wächst die Anzahl an Cloud-Lösungen (ERP 3.0) weiter an (2015: 4; 2019: 25; 2021: 36). Das Hamburger IT-Beratungs- und Marktforschungshaus SoftSelect GmbH hat gemeinsam mit dem Cloud-ERP-Anbieter weclapp SE in ihrer aktuellen Studie den ERP-Markt unter die Lupe genommen und dabei insbesondere die Entwicklungen der zweiten und dritten Generation von ERP-Lösungen untersucht.
Marktkonsolidierung und beschleunigte Abkehr von ERP 2.0
Während sich klassische ERP-Lösungen der zweiten Generation vor allem durch ihre Client-/Server-Architektur (n-Tier) mit einem Rich-Client im On-Premises- oder ASP-/Hosting-Betrieb charakterisieren lassen, zeichnen sich ERP 3.0-Lösungen durch ihre durchgängige Ausrichtung auf Webtechnologien aus, die vorwiegend als Cloud-Anwendungen im Subskriptions-Modell, auch Software as a Service (SaaS) genannt, bereitgestellt werden. ERP-Anwendungen der zweiten Generation, die im Laufe der Zeit zumindest in Teilen in Richtung Webtechnologien weiterentwickelt wurden (z.B. webbasierte Benutzeroberflächen), dominieren seit den 1990er und 2000er Jahren den ERP-Markt bis heute – nicht ohne Grund, denn sie haben bei der Abbildung kaufmännischer Prozesse zu enormen Effizienzgewinnen in den Anwenderunternehmen geführt.
Die Funktionalitäten werden bei ERP 2.0-Produkten noch immer primär über Rich-Clients bereitgestellt. Nur etwa die Hälfte der heute vorhandenen ERP 2.0-Softwareprodukte stellt einen Teil der Funktionalitäten auch mit Hilfe einer browserbasierten Webanwendung zur Verfügung. Cloudbasierte ERP 3.0-Produkte stellen hingegen schon heute den vollständigen Funktionsumfang durch Web-Anwendungen bereit.
Durch die Konsolidierung auf dem ERP 2.0-Markt und der disruptiven, technologischen Veränderung am Markt ist die Anzahl der aktiv vertriebenen und bewirtschafteten ERP 2.0-Produkte stark rückläufig. Die Folge: Entwicklungszyklen der ERP 2.0-Produkte verlängern sich, während die Dynamik auf der Nachfrageseite mit neuen Technologien und wachsenden Kollaborationsnetzwerken stetig zunimmt. Da die Zukunftsfähigkeit der Anwender-Unternehmen in hohem Maße von der kaufmännischen Abbildung der Geschäftsmodelle mit Hilfe der ERP-Software abhängt, ist die Neuausrichtung der ERP-Anwendungslandschaft für immer mehr Unternehmen unumgänglich – auch weil sich der Handlungsdruck durch makroökonomische Entwicklungen und deren Auswirkungen auf die bestehenden und künftigen Geschäfts- und Arbeitsmodelle weiter erhöht. Damit wächst die Nachfrage insbesondere kleiner und mittelständischer Unternehmen nach innovativen cloudbasierten Lösungen, mit guter Eignung zur kaufmännischen Abbildung der Geschäftsmodelle und aktiver Weiterentwicklung der Produkte, auch in Bezug auf Zukunftstechnologien mit großer strategischer Bedeutung wie KI. Die Konsolidierung führt zu einem selbstverstärkenden Effekt zugunsten der Softwareprodukte der Generation ERP 3.0.
Die Umsatzentwicklung bestätigt die Abkehr von ERP 2.0, so war bei den ERP 2.0-Anbietern aufgrund wachsender Serviceumsätze bis 2019 in der DACH-Region eine positive Umsatzentwicklung zu beobachten, die jedoch trotz der COVID-19 bedingten, höheren Nachfrage im Business Software Umfeld in 2020 und 2021 zurückgegangen ist.
Auf dem Weg in das ERP 3.0-Zeitalter
Der technologische Fortschritt im Bereich des Cloud Computing über die letzten Jahre hat in ERP-Lösungen der zweiten Generation nicht zu grundlegenden Weiter- oder Neuentwicklungen geführt, sondern allenfalls zu Erweiterungen in Richtung einer webbasierten Benutzeroberfläche und Integrationen. Softwareprodukte der Generation ERP 3.0 sind im Verhältnis zum Gesamtmarkt noch eher dünn gesät, erfreuen sich aber einer stets stärkeren Nachfrage. Ein großer Anteil der Generation ERP 2.0-Anbieter mit partiellen Web-Erweiterungen nutzt die möglichen Interpretationsspielräume, um sich als Cloud-Softwareanbieter zu positionieren und belegt dies durch eine Auswahl an Funktionalitäten, die mit Hilfe einer browserbasierten Webanwendung zur Verfügung gestellt werden. Dass es sich dabei nicht um vollwertige ERP 3.0-Lösungen handelt, sondern um weitgehend autarke Funktionsbereiche und eine gute Portion Marketing, gelangt dabei vielfach aus dem Fokus. Wenngleich diese Strategie ein Stück weit über bestehende Mängel der zugrundeliegenden Systemarchitektur hinwegtäuscht, birgt sie für Anbieter mittelfristig entscheidende Nachteile, da etwa Weiterentwicklungen fortan in verschiedenen Clients umgesetzt werden müssen. Zudem stellt sich eine weitere Fragmentierung der Funktionalitäten auf die verschiedenen Clients ein, wodurch sich die Akzeptanz und Integrität der Softwareprodukte verringert. Viele Anbieter kommunizieren seit Jahren, dass der Rich-Client künftig durch den Web-Client abgelöst wird, in der Realität sind die meisten ERP 2.0-Anbieter im Funktionsumfang jedoch noch weit davon entfernt. Bei einigen ERP 2.0-Produkten steht zwar so auch eine Public-Cloud-Option mit Subskriptions-Modell zur Verfügung, die für Softwareprodukte mit Web-Erweiterungen immer einen Multi-Instance-Ansatz bedeuten. Die Vorteile einer Cloud-Architektur lassen sich jedoch erst mit vollständiger ERP 3.0-Architektur nutzen.
„Zwar waren in den vergangenen Jahren bei KMUs immer mehr Migrationen zu cloudbasierten ERP 3.0-Anwendungen zu beobachten, doch der im Gegensatz zu ERP 2.0-Anwendungen stärker variierende Funktionsumfang bei ERP 3.0-Anbietern hat bei vielen ERP 2.0-Anwenderunternehmen Unsicherheiten geschürt und sie mitunter veranlasst, Softwareprojekte zu schieben, externe Consultants hinzuziehen oder die eigene Digital- und Cloud-Strategie zu verfeinern“, so SoftSelect Geschäftsführer Michael Gottwald.
Als IT-Beratungs- und Marktforschungshaus geht SoftSelect auch in den kommenden Jahren – unabhängig von dem Bezugsmodell – von einer weiter wachsenden Dynamik bei der Nachfrage nach webbasierten ERP 3.0-Anwendungen aus, zumal der Umstieg für Unternehmen wesentlich geringere Initialaufwände bedeutet und Service- und Instandhaltungskosten sinken, aber auch Softwareanbietern und Kunden gleichermaßen entscheidende Vorteile bietet:
- Ermöglichung einer echten Multi-Tenancy-Architektur mit flexibler horizontaler Skalierbarkeit, Infrastruktur-Automatisierung und hoher Verfügbarkeit.
- Kürzere Entwicklungszyklen durch Tool-Unterstützung.
- Extrem hohe Standardisierung der ERP 3.0 Produkte möglich mit deutlich effizienterer Weiterentwicklung und Wartung.
- Aufbau und Pflege des Software Ökosystems und Integration von Cloud-Services auf Basis von Web-Technologien mit wesentlich geringerem Aufwand möglich als bei Produkten der Generation ERP 2.0.
Für Anbieter bringt die Transformation von ERP 2.0 auf 3.0 jedoch immense Herausforderungen mit sich: Die Produkte lassen sich nicht einfach durch ein „Refactoring“ umbauen, sondern erfordern in der Regel eine vollständige Neuentwicklung, denn der vorhandene Source-Code kann in der Entwicklung nicht direkt wiederverwendet werden.
„Bei der Entwicklung einer ERP 3.0-Anwendung sind nicht nur strategische und technische Herausforderungen zu lösen. Die Entwicklung erfordert auch ein Cloud-Skillset mitsamt geeigneten Tools und Methoden. Wenn eine ERP 3.0-Lösung richtig aufgesetzt wurde, dann hat sie die Fähigkeit mit den Erfordernissen der Zukunft mitzuwachsen. Sie trägt quasi bereits das Potenzial der vierten Generation, der intelligenten ERP-Lösung, in sich“, so Ertan Özdil, CEO und Gründer bei der weclapp SE, die sich mit ihrem Cloud-Ökosystem aus webbasierter standardisierter Anwendung, Erweiterungen mit Marketplace und intuitiv nutzbarer Bedienoberfläche bereits im ERP 3.0-Markt erfolgreich positioniert haben.
Die An- und Einbindung von weiteren Cloud-Services in die ERP-Landschaft ist heute einer der vielen praktischen Vorteile von ERP 3.0-Ökosystemen. So lassen sich gewünschte Integrationsszenarien, wie etwa der während COVID-19 zunehmend populärere Einsatz von Collaboration-Tools, wie Microsoft Teams, in wenigen Minuten umsetzen und Workflows wie Freigabeprozesse sowie das Teilen von Belegen und Dokumenten aus dem ERP-System heraus gestalten. Eine noch höhere Relevanz dürften künftig KI- und Analytik-Services aus der Cloud entfalten, die die Daten- und ereignisbasierte Steuerung von Workflows im ERP-System nicht nur automatisieren, sondern revolutionieren dürften. Die strategische Ausrichtung an Zukunftstechnologien wie die Vorbereitung von KI-Komponenten am Beispiel von weclapp ist für Anwender-Organisationen zur Sicherung von Wettbewerbsvorteilen in Zukunft ein führendes Kriterium bei der Softwareauswahl.
Herausgeber:
Die SoftSelect GmbH ist eine seit 1994 tätige Unternehmensberatung, die sich auf den IT-Bereich spezialisiert hat. Als herstellerneutrales und unabhängiges Beratungshaus unterstützt SoftSelect Mandanten bei ihrer IT-Strategie sowie der Auswahl der passenden Softwarelösung (ERP, Human Resources, CRM, Business Intelligence, Dokumentenmanagement etc.). Die Beratung erstreckt sich – je nach individuellen Anforderungen und Wünschen – auf das gesamte Softwareauswahlprojekt oder auf einzelne Teilbereiche wie z. B. die Anbietervorauswahl, die Erstellung eines Anforderungskataloges/Lastenheftes, die Präsentationsphase oder die Angebots-/Vertragsprüfung. SoftSelect bietet neben Informationen zu Business-Software ein kostenloses Softwareauswahl-Werkzeug zur Analyse und Vorauswahl von Lösungen an. Ein weiteres Tätigkeitsgebiet ist die Erstellung und Veröffentlichung von Marktübersichten und Studien sowie Anwenderbefragungen. SoftSelect ist durch die Markterhebungen sowie der Vielzahl an durchgeführten Auswahlprojekten profunder Kenner sowohl der Anforderungen auf Anwenderseite als auch des Anbietermarktes. Zudem ist SoftSelect Lieferant von Fachartikeln und Expertenstatements für die Fachpresse.
Pressekontakt:
SoftSelect GmbH
Petra Spielmann
Tel.: +49 40- 870 875-0
E-Mail: ps@softselect.de
Web: www.softselect.de
Studienpartner:
Die weclapp SE wurde 2008 gegründet und bietet seit 2013 die gleichnamige cloudbasierte Plattform an. Seit Markteintritt ist sie im Jahresdurchschnitt (CAGR) um fast 100 % gewachsen und arbeitet profitabel. Mit Software-as-a-Service (SaaS) adressiert sie überwiegend kleine und mittelständische Unternehmen, insbesondere mit den integrierten ERP- (Enterprise-Resource-Planning) und CRM- (Customer-Relationship-Management) Funktionalitäten. Kunden haben damit uneingeschränkten Zugriff auf ihre Geschäftsvorfälle und Daten von jedem internetfähigen Endgerät und von jedem mit dem Internet verbundenen Ort aus. Mit Speicher und Rechenkapazitäten in Deutschland und der Schweiz und der Zertifizierung nach ISO 27001 bietet weclapp ein hohes Maß an Datensicherheit. Die Plattform wurde wiederholt als ERP-System des Jahres ausgezeichnet. Die weclapp SE hat ihren Sitz in Frankfurt am Main mit Niederlassungen in Marburg, Kitzingen, Karlsruhe und Worms. Sie ist eine Tochter der 3U HOLDING AG mit Sitz in Marburg.
Pressekontakt:
weclapp SE
Dr. Stephanie Nickel
Tel.: +49 69-33390-2211
E-Mail: nickel@weclapp.com
Web: www.weclapp.com
Artikel vom 22.12.2021
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