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Start-ups müssen heute schon an morgen denken

Herr Dr. Kunz, Sie helfen Unternehmensgründern beim Start in die Selbstständigkeit. Was raten Sie ihnen zu Beginn?

Dr. Ralph Kunz: Junge Unternehmer sollten sich intensive Gedanken über ihr Geschäftsmodell machen – und dabei langfristig planen. Oft ist anfangs noch alles einfach und überschaubar. Doch kaum wächst das Unternehmen, beginnt die Herausforderung. Die Prozesse werden komplexer, die Produkte und Dienstleistungen verändern sich. Auch dann muss alles reibungslos gehen. Das gelingt nur, wenn die möglichen Abläufe schon im Vorfeld definiert wurden. Deshalb rate ich allen Gründern: Kaufen Sie nicht ad hoc ein IT-System. Überlegen Sie erst, welche Abläufe Sie kurz- und langfristig abbilden wollen. Wenn die Lösung dann mit ihnen wachsen kann, sind Sie richtig aufgestellt.

Ist eine umfassende Geschäftssoftware von Anfang an notwendig oder reichen nicht auch die klassischen Tabellenkalkulationen aus?

Dr. Ralph Kunz: Natürlich kann man in Excel alle seine Lieferanten und Kunden hinterlegen. Solange das Unternehmen nur eine Handvoll Kunden und Lieferanten hat, behält man damit zunächst den Überblick – aber auch nur, bis die Firma wächst. Und das geht oft schneller als erwartet. Dann muss zusätzlich zum florierenden operativen Geschäft auch noch ein riesiger Datenwust von den verschiedenen Tabellen in ein neues, übersichtliches System übertragen werden. Und das ausgerechnet dann, wenn keiner Zeit dafür hat.

Also doch das komplette System von Anfang an, koste es, was es wolle?

Dr. Ralph Kunz: Nein, natürlich soll ein Unternehmensgründer nicht blind in teure IT investieren. Ratsam ist ein System, das mitwächst – da bietet der Markt vor allem cloud-basierte Lösungen an. Neue Nutzer und Funktionen lassen sich hier dazu- oder abbuchen, der Unternehmer kann bei wirtschaftlichen Schwankungen also schnell reagieren und hat meist klar definierte Kosten. Einige Anbieter haben schon komplette ERP-Anwendungen On-Demand im Programm, mit denen Unternehmer die Kunden- und Lieferantenverwaltung, die Personalwirtschaft und das Finanzwesen abdecken können. Das ist langfristig klüger, als in viele Einzelanwendungen zu investieren. Schließlich müssen die Daten irgendwann vernetzt werden. Außerdem freuen sich die Investoren, wenn man ad hoc aktuelle, fundierte Zahlen nennen kann. Cloud-basierte Lösungen haben außerdem den
entscheidenden Vorteil, dass sie jederzeit und von überall zugänglich sind.

Wo viel Licht ist, ist aber meist auch Schatten ...

Dr. Ralph Kunz: Der hält sich in Grenzen. Sicherheit und Verfügbarkeit müssen natürlich gewährleistet sein. Nichts wäre schlimmer, als ständige Zugangsprobleme, die das operative Geschäft deutlich behindern. Daher sollten sich Jungunternehmer ihren IT-Dienstleister genau anschauen und sich außerdem vorher erkundigen, wo die Rechenzentren stehen. Hierzulande gelten beispielsweise die striktesten Datenschutzvorgaben weltweit. Die eigenen Daten sind also schon von Gesetz wegen besonders gut geschützt. Wer seine IT auslagert, sollte daher immer auch geographische Gesichtspunkte im Blick halten.

Vielen Dank für das Gespräch!

Dr. Ralph Kunz steht mit seiner Beratungs- und Beteiligungsfirma Catagonia Capital GmbH Start-up-Unternehmen finanziell und mit Rat und Tat zur Seite. Früher war er unter anderem bei Nokia und Bertelsmann tätig und gründete das inzwischen weltweit agierende IT-Unternehmen tyntec.

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Artikel vom 10.01.2012

Schlagwörter: Business Intelligence