Steuerberater sehen Notwendigkeit für Bürokratieabbau und steuerliche Entlastungen
Nach Einschätzung des steuerberatenden Berufsstands müssen bürokratische Hürden abgebaut, Entlastungen bei Steuern und Abgaben realisiert sowie Investitionen in die Infrastruktur getätigt werden, um den deutschen Mittelstand zu stützen. Das ergab eine aktuelle Umfrage im Rahmen des DATEV-Branchenbarometers, die diesmal ein verstärktes Augenmerk auf die Situation der kleinen und mittelständischen Unternehmen legt. Auch wenn die Berater deren aktuelle Lage insgesamt vorsichtig positiv einschätzen, fallen die Prognosen für die Geschäftsentwicklung im kommenden halben Jahr deutlich verhaltener aus. Darüber hinaus beobachten Steuerkanzleien in ihrer Mandantschaft eine signifikante Anzahl an Betriebsaufgaben, die nicht nur auf Insolvenzsituationen, sondern zahlreiche andere Faktoren zurückzuführen sind.
„Für den Wirtschaftsstandort Deutschland sind die täglichen Erfahrungen der steuerlichen Berater besorgniserregend“, sagt DATEV-CEO Prof. Dr. Robert Mayr. „Wir brauchen dringend bürokratische und steuerliche Entlastungen für den Mittelstand, der der größte Arbeitgeber und das Rückgrat der Wirtschaft in Deutschland ist. Die Politik muss hier schnell handeln, damit dieses Rückgrat auch künftig die deutsche Wirtschaft am Laufen halten kann.“ Die Top Drei der wirtschaftlichen Risiken für die Unternehmen verorten die Steuerberater im Fachkräftemangel, in Überregulierung und Bürokratie sowie in steigenden Arbeitskosten. 82, 80 beziehungsweise 68 Prozent der Befragten bewerteten diese Punkte als hohes oder sehr hohes Risiko für ihre Mandanten. Dementsprechend sind die Personalsituation und die Personalkosten auch in der aktuellen Lageeinschätzung die am stärksten negativ beurteilten Punkte. 67 beziehungsweise 40 Prozent der Befragten bewerten die diesbezügliche Situation ihrer Mandanten als schlecht oder extrem schlecht.
Verhalten positive Einschätzung der Lage und trübere Prognosen
Bei den Themen Umsatz, Auftragsbestand und Liquidität überwiegen bei der Beurteilung der aktuellen Lage dagegen die positiven Einschätzungen. Diese bewerten die Berater mit 44, 43 und 36 Prozent als gut oder sehr gut. Differenzierter zeigt sich das Bild allerdings bei den wirtschaftlichen Aussichten der Mandantschaft mit Blick auf die kommenden sechs Monate. Hier überwiegt eine negative Einschätzung über die abgefragten Aspekte hinweg. Lediglich bei der erwarteten Umsatzentwicklung (27 Prozent positiv zu 22 Prozent negativ) und den Neuaufträgen (27 Prozent positiv zu 26 Prozent negativ) halten sich die Antworten zur Beurteilung der Lage in etwa die Waage. Bei den weiteren Aspekten dominieren aber die negativen Einschätzungen. Insbesondere für die Themen Kosten und Personal sind die Ausblicke sehr kritisch. So bewerten 71 Prozent die voraussichtliche Personalsituation der Unternehmen negativ, 59 Prozent sehen den Aspekt der Personalkosten und 57 Prozent den Bereich der allgemeinen Kosten für die Betriebe für das nächste Halbjahr als problematisch an. Folglich fällt auch der Blick auf geplante Investitionen mit 44 Prozent der Antworten im negativen Bereich verhalten aus. Insgesamt zeigt sich, dass je nach Branche, Unternehmensgröße und Region die Aussichten der Unternehmen von den Beratern sehr unterschiedlich eingeschätzt werden, aber das negative Bild überwiegt.
Betriebsaufgaben im Fokus
In den vergangenen zwölf Monaten haben im Durchschnitt rund fünf Unternehmensmandate einer Steuerberatungskanzlei den Betrieb aufgegeben oder sind ins Ausland abgewandert. Ein gewichtiger Grund dafür ist mangelnde Rentabilität. Sie wird bei den ungeplanten (mit 43 Prozent), wie auch bei geplanten Betriebsaufgaben (mit 34 Prozent) und bei den Geschäftsverlagerungen ins Ausland (mit 27 Prozent) angeführt. Auch im Fachkräftemangel liegt eine der maßgeblichen Ursachen, die von 21, 29 beziehungsweise 20 Prozent der Befragten angeführt wird. Geplante Betriebsaufgaben finden allerdings vorwiegend aus persönlichen Gründen (62 Prozent) und wegen einer fehlenden Nachfolgeregelung (60 Prozent) statt, bei den ungeplanten Betriebsaufgaben ist Liquiditätsmangel mit 46 Prozent der am häufigsten genannte Grund. Insgesamt überwiegen im Jahresverlauf die geplanten Betriebsaufgaben innerhalb der Mandantschaft. Ungeplante Aufgaben kamen zu einem deutlich geringeren Anteil vor, Verlagerungen ins Ausland sind eher selten.
Kanzleien erwarten auch für sich selbst leichten Rückgang
Auch für ihre eigene wirtschaftliche Situation prognostizieren die Steuerberatungskanzleien einen leichten Rückgang. So fällt das DATEV-Branchenbarometer im Vergleich zur Befragungswelle vom März 2024 um 3,1 auf 119,2 Punkte. Dieser immer noch gute Wert wird vor allem vom Teilindex Lage gestützt. Dieser ist zwar ebenfalls um 1,9 Punkte gefallen, stellt sich mit einem Wert von 140,8 aber immer noch sehr gut dar. Dagegen steht der Teilindex Erwartung nach einem Rückgang um 4 Punkte mit einem Wert von 100,5 nur noch sehr knapp im positiven Bereich.
Zur Methodik
Das DATEV-Branchenbarometer erhebt regelmäßig einen Index für das Geschäftsklima bei Steuerberaterinnen und Steuerberatern. Darüber hinaus werden auch anlassbezogene Fragen gestellt. An der aktuellen Befragung haben zwischen dem 1. und 14. Oktober 2024 insgesamt 523 Kanzleien teilgenommen. Analog zur Methode des ifo-Instituts wird das Geschäftsklima im DATEV-Branchenbarometer berechnet und rangiert in einem Wertebereich zwischen 0-200, wobei 100 als Mittelwert ein neutrales Geschäftsklima definiert. Das Branchenbarometer besteht aus zwei Teilindizes, die jeweils die aktuelle Geschäftslage und die Geschäftsaussichten umfassen.
Weitere Informationen zur DATEV eG
Artikel vom 12.12.2024
Schlagwörter: Steuerberatung
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