Der Wachwechsel auf dem deutschen ERP-Markt hält Einzug
SoftTrend-Barometer ERP 2008
Der Wachwechsel auf dem deutschen ERP-Markt hält Einzug - neue Technologien, Branchenlösungen und Konzepte auf dem Vormarsch
Der krisengeschüttelte ERP-Markt ist wieder deutlich im Aufwind und entwickelt sich so gut wie nie zuvor seit der Boomphase zum Jahrtausendwechsel. Mit neuen Software- und Infrastruktur-Architekturen, leistungsfähigen Planungs- und Analyseinstrumenten, zielgerichteten Branchenpaketen und innovativen Betriebskonzepten bringen ERP-Hersteller derzeit viel Bewegung in den deutschen Markt. Aber auch der Anwender zeigt Investitionsbereitschaft und ergänzt seine IT-Landschaft, um die eigene Wettbewerbsfähigkeit und Stellung im Markt zu verbessern.
Der Einsatz von ERP-Software erfüllt heute längst nicht mehr nur den Selbstzweck, die internen Prozesse mit einer entsprechenden Lösung abbilden und steuern zu können. Vielmehr verfolgen immer mehr mittelständische Unternehmen mit der ERP-Software das Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit im Markt zu stärken und Wachstumshemmschuhe zu beseitigen. Auch die Qualität der Entscheidungen soll sich mit Hilfe von Analyseinstrumenten, die sämtliche Kennzahlen der relevanten Unternehmensbereiche aggregieren und aufbereiten, verbessern und etwa Sach- und Bereichsinvestitionen in die eigene Zukunft absichern. Der Weg dahin führt oftmals zunächst über die Senkung der Prozess- und Betriebskosten, die Erhöhung der Flexibilität innerhalb der IT sowie der gesamten Ablauforganisation und die Öffnung der Systeme für eine optimale Interaktion.
Unterm Strich rechnet ein Unternehmen heute nicht mehr nur nach dem betriebswirtschaftlichen Kalkül, ob der langfristige Return on Invest die mit der Einführung oder Umstellung verbundenen Aufwendungen rechtfertigt bzw. überkompensiert. ERP hat heute eine zentrale strategische Bedeutung gewonnen. So können Netzwerkteilnehmer in die eigene IT-Strategie eingebunden werden. Heutige Schnittstellen sollen daher wenigstens die Möglichkeit einer 360°-Konnektivität zu externen Anwendungen mitbringen, um Kunden, Partner und Lieferanten an das eigene System möglichst vollautomatisiert anzubinden.
Jenseits der funktionalen Anforderungen an die Software und jenseits von kosteneffizienten Prozessen kann die ERP-Lösung Bindungen im Markt entscheidend stärken und die Wettbewerbsfähigkeit signifikant erhöhen. Moderne Architekturen wie z.B. SOA erlauben zudem die Abkehr der Abhängigkeit von einzelnen Systemanbietern oder –Lösungen und bescheren der gedanklichen Auseinandersetzung mit Best-of-Breed-Konzepten eine Renaissance.
Die positiven Impulse der vergangenen zwei Jahre haben die Investitionsbereitschaft im deutschen Mittelstand deutlich belebt. Insbesondere in vielen exportorientierten Branchen haben Unternehmen wieder spürbar mehr in ihre IT-Infrastruktur investiert. Die Ergebnisse des von SoftSelect aktuell erhobenen SoftTrend-Barometers ERP 2008 (n > 350 mittelständische und große Unternehmen aller Branchen; 1. Quartal 08) zeigen, dass die befragten IT-Leiter kurz- und mittelfristig Investitionen in den Kernbereichen ERP (72,6%) und CRM (64,3%) planen. Und auch das Thema Business Intelligence (BI) hat in diesem Zusammenhang weiter an Bedeutung gewonnen. Von den Teilnehmern stuften ca. 54,1% integrierte BI-Module als wichtig bis sehr wichtig beim Neukauf ein. Dabei kommt es darauf an, dass die BI-Lösungen durch eine tiefere Integration mit dem ERP-System die proaktive Gestaltung von kaufmännisch relevanten Prozessen und nicht nur eine reaktive Aufarbeitung von Datenmaterial ermöglichen. Ebenso beim Thema CRM rücken analytische Komponenten in den Fokus, die die Forderung einer engeren Verzahnung der Bereiche ERP, CRM und BI innerhalb einer Applikationsfamilie betonen.
Wurde noch vor wenigen Jahren mit Recht die „Überalterung des Lösungsmarktes“ beklagt, so spürt man heute wieder mehr Zuversicht und Aufbruchstimmung, die nicht zuletzt auf die technologische Neuorientierung vieler ERP-Lösungsansätze zurückzuführen ist. So hat etwa die Oxaion AG mit „oxaion open“ zum Jahresbeginn 2008 eine neue Java-basierende, plattformunabhängige ERP-Lösung auf den Markt gebracht, die nicht mehr ausschließlich den Markt der IBM iSeries bedient. Aber auch auf horizontaler Ebene werden die technologischen Neuentwicklungen der letzten Jahre mit neuen Modulen ausgestattet wie z.B. die Java-basierende Semiramis von SoftM mit dem neuen Sharknex Rechnungswesen oder die ebenfalls auf J2EE-Technologie basierende Greenax von Bison Solution, die das Lösungsangebot um ein standalone-fähiges Rechnungswesenmodul „Greenax Finance“ erweitert hat. Auch die Web-basierte Lösung GENESIS4Web von Demand Software Solutions wurde um eine eigene, standalone-fähige Finanzbuchhaltung sowie ein CRM-Modul ergänzt. Der ERPII-Lösungsanbieter e.bootis ag hat in 2008 zudem das javabasierte eGECKO-Systemportfolio von CSS für die Bereiche Rechnungswesen, Personalwesen und Controlling eingebunden. Insbesondere für mittlere und Großunternehmen hat der Schweizer ERP II- Anbieter Ramco Systems zudem eine Business Process Platform auf SOA-Basis für ein proaktives, prozessorientiertes Change Management entwickelt, auf der die eigene ERP-Lösung aufsetzt.
Einige Lösungsanbieter hingegen rüsten Branchenfeatures und neue Funktionsbausteine nach: die GUS Gruppe stellte zur CeBIT mit dem neuen Hauptrelease für GUS-OS neue Funktionalitäten im Bereich Geschäftsprozessmodellierung, Enterprise Content Management, CRM und BI sowie neue Branchenfunktionen für Pharma, Food, Chemie und Logistik vor. Bei der ERP-Komplettlösung proALPHA wird sukzessive die SOA-Technologie ausgebaut, während die ALPHA Business Solutions AG das Leistungsangebot mit Branchenlösungen auf proALPHA-Basis für den Fahrzeugbau sowie die Kunststoff- und Elektroindustrie ausgeweitet hat.
Völlig neue strategische Konzepte bieten zudem die beiden Marktschwergewichte Microsoft mit Dynamics Entrepreneur sowie SAP mit seiner On-Demand-Lösung Business ByDesign. Damit wird nicht nur verstärkt das Segment kleinerer und schnell wachsender Mittelständler angesprochen, sondern es werden auch zügigere und kostengünstigere Einführungsprojekte in Aussicht gestellt. Auch wenn die Nachfrage in 2008 im Hinblick auf die neuen Mittelstandsangebote noch verhalten war, wird der dadurch initialisierte Verdrängungswettbewerb seine Folgen bereits in 2008 und 2009 entfalten. Mit verhältnismäßig gut kalkulierbaren Einstiegs- und geringeren Betriebskosten rücken die Lösungen schon allein aus kaufmännischer Sicht auf die Agenda der Unternehmen, wie auch aktuelle Beratungs- und Einführungsprojekte der SoftSelect GmbH belegen. Besonderes Augenmerk wird dabei von Anwenderseite insbesondere auf die Flexibilität der Lösung, Erweiterbarkeit und Anpassung an spezifische Geschäftsprozesse gerichtet.
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