Cloud Computing – Chancen und Risiken für Business-Software

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Auch 2011 bewegt kaum ein Thema die Computer- und IT-Branche mehr als das Cloud Computing. Das Motto des diesjährigen Branchentreffens, der CeBIT, „Work and Life with the Cloud“ unterstreicht dies. Die Branche sieht übereinstimmend Cloud Computing als den entscheidenden Wachstumsmarkt der Zukunft an. Der Branchenverband Bitkom erwartet für den deutschen Markt 2011 ein Umsatzplus für Cloud-Dienste von 55 % auf 3,5 Milliarden Euro. Schätzungen zufolge soll sich das Volumen bis 2015 nahezu vervierfachen auf dann 13 Milliarden Euro.

Tatsächlich nutzen immer mehr private Anwender und Unternehmen die Vorteile des Cloud Computing. Ständige Online-Verfügbarkeit mittels flächendeckender und schneller Internetverbindungen sowie die stark angestiegene Verbreitung mobiler, internetfähiger Endgeräte wie Smartphones, Netbooks und Tablet-PCs macht es möglich: die Auslagerung von bisher stationär genutzten Systemen in die Wolke.

„Dabei steckt die Entwicklung des Cloud Computing noch in den Kinderschuhen“, wie Michael Gottwald, Geschäftsführer der Hamburger Unternehmensberatung SoftSelect, anmerkt. „Anhand der von unserem Unternehmen durchgeführten Marktstudien, wie dem SaaS Trend Report 2011, zeigt sich, dass erst 10 % der befragten Unternehmen die Möglichkeiten der Cloud aktiv nutzen.“ Oft überwiegt Skepsis in den Unternehmen, die aus mangelnder Kenntnis, dem intransparenten Angebot und der Vielzahl an verschiedenen, mitunter schwammigen Begriffen des Cloud Computing gespeist wird.

Die drei Schichten der Wolke
Die Cloud wird gemeinhin als eine Art unsichtbares Netzwerk aus infrastruktureller Hardware, Betriebssystemen, Programmen und Applikationen verstanden. Untergliedern lässt sich die Wolke in die drei Ebenen Infrastruktur, Plattform und Software. Daraus ergeben sich auch die gängigen Service-Modelle Infrastructure as a Service (IaaS), Platform as a Service (PaaS) und Software as a Service (SaaS).

Bei IaaS wird infrastrukturelle Hardware, also Speicherplatz oder Rechenleistung in Form von Servern und Datencentern, angemietet. Der Platzhirsch in diesem Bereich ist Amazon mit seinem Dienst „Elastic Compute Cloud 2“ (EC2).

Plattformen, wie Betriebssysteme und Entwicklerwerkzeuge, können mittels PaaS im Web bereitstellt werden. Prominentes Beispiel hierfür ist die „Google App Engine“, mit deren Hilfe Entwickler Webanwendungen auf den gleichen skalierbaren Systemen wie der Internetgigant selbst erstellen können.

SaaS ist ein Distributionsmodell, bei dem der Softwareanbieter seine Lösung mehreren Anwendern über eine Online-Plattform zur Verfügung stellt. Applikationen müssen somit nicht mehr gekauft, installiert und administriert werden, sondern werden als Service genutzt. Unterschieden werden diese SaaS-Lösungen oft in Public und Private Cloud-Varianten.

Public & Private Cloud-Modelle für Businessanwender
Gerade die weit verbreiteten SaaS-Modelle unterscheiden sich zum Teil gravierend hinsichtlich Leistungen, Datensicherheit und Kosten. Anwendungen der öffentlich zugänglichen Public Cloud sind zumeist die kostengünstigste Variante. Programme wie Google Docs und Microsoft Skydrive bieten ihre Dienste sogar kostenlos an und ermöglichen den Zugriff auf Dateien unabhängig von Ort und Zeit – nur ein Internetzugang muss vorhanden sein. Diese standardisierten Programme sind vor allem bei Privatanwendern beliebt.

Im Business-Bereich, wo Datenschutz und Datensicherheit eine noch größere Rolle spielen, sind oft maßgeschneiderte Software-Lösungen der Private Cloud die bessere Alternative. Hier kann nur ein ausgewählter Kundenkreis Zugriff auf Daten und Programme nehmen. Die Daten werden getrennt verarbeitet und gespeichert. Die damit verbundenen höheren Kosten sind durch individuellen Zuschnitt und hohe Sicherheitsstandards gerechtfertigt. Die Angebote reichen von IaaS-Lösungen, wie mietbaren Webservern, bis hin zu vollwertigen Business-Applikationen, wie zum Beispiel das CRM-Programm „Sales Cloud 2“ des amerikanischen Marktführers Salesforce. SAP hat mit „Business ByDesign“ eigens eine vollständig integrierte SaaS-Lösung speziell für kleine und mittelständische Unternehmen entwickelt. Neben den hier erwähnten namhaften Anbietern tummeln sich auch zahlreiche kleinere Anbieter auf dem heiß umkämpften Zukunftsmarkt des Cloud Computing. Firmen wie Demand Software Solutions mit „GENESIS4Web Cloud“ punkten mit flexiblen und bedarfsgerechten Lösungen für Industrie und Handel.

Die Vorteile des Cloud Computing für den Kunden liegen auf der Hand: Die Kosten sind zumeist nutzungsabhängig und leichter zu kontrollieren. Zudem sind die Angebote meist monatlich kündbar, wodurch eine hohe Flexibilität gewährleistet wird. Gerade für kleine und mittelständische Unternehmen ergeben sich hieraus große Vorteile, da diese nun Zugriff auf professionelle Business-Anwendungen aller Art haben, die für diese zuvor meist unerschwinglich waren. Auch junge, expandierende Start-ups, die ihre zu erwartenden Aufwendungen für IT-Ressourcen kaum abschätzen können, profitieren von den flexiblen SaaS-Modellen enorm. Je nach Bedarf können sie Software und Storage-Systeme kurzfristig hinzu mieten. Da die Software-Lösungen extern gehostet werden, fallen geringere Implementierungs-, Wartungs- und Infrastrukturkosten an. Unter Umständen können gerade kleinere Unternehmen durch die Nutzung von Cloud-Services auf den Aufbau einer eigenen IT-Abteilung verzichten.

Die Skepsis gegenüber Cloud Computing ist noch groß
Vorbehalte bei möglichen Kunden von Cloud-Anwendungen sind jedoch noch stark verbreitet, wie der aktuelle SaaS Trend Report 2011 von SoftSelect belegt. Gerade im Hinblick auf Datensicherheit und Datenschutz haben viele Unternehmen Bedenken, ihre sensiblen Daten in externe Rechenzentren auszulagern. Tatsächlich bieten professionelle Rechenzentren häufig weitaus höhere Sicherheitsstandards als selbst administrierte Systeme, wodurch das Risiko des Datenverlustes minimiert werden kann. Jedoch variieren die Anbieter in ihren Leistungen zum Teil erheblich, was einen gründlichen Vergleich der Angebote unumgänglich macht.

Trotz des derzeitigen Wirbels um die Cloud gibt Michael Gottwald zu bedenken, dass viele Modelle des Cloud Computing noch nicht ausgereift sind. „Die Anbieter sind oft nicht auf die Cloud spezialisiert, und der Markt ist sehr unübersichtlich, was die Suche nach geeigneten Anbietern erschwert.“ Vielen Unternehmen fehlt es an qualifizierter Beratung, um die für sie interessanten Angebote der Cloud zu nutzen. Oftmals lassen sich nur einzelne Anwendungen sinnvoll in die Cloud ausgliedern. Auch von der Kostenseite muss genau abgewogen werden, inwieweit eine Umstellung auf Cloud-Anwendungen wirtschaftlich ist. Zwar entfallen beim Cloud Computing die Kosten für gekaufte Hardware, Software und Lizenzen, doch fallen neben den monatlichen Leasingraten weitere Betriebskosten an, die durch die Cloud-Legacy-Integration, also die Harmonisierung der Cloud Services mit dem eigenen System, entstehen.

Cloud Computing auf dem Vormarsch
Das zum Teil unübersichtliche Angebot an Cloud-Services dürfte sich mit der Entwicklung des Marktes weiter lichten. Die verschiedenen kleinen Cloud-Dienste werden ihre Angebote bündeln müssen, um eine größere Produktpalette anzubieten. Michael Gottwald ist sich sicher: „Die Cloud wird mittelfristig die gesamte Geschäftswelt nachhaltig verändern. Cloud Computing ermöglicht Unternehmen jeder Größe, auf leistungsfähige Infrastrukturen und Systeme zu setzen.“ Wenn die Möglichkeiten des Cloud Computing strategisch sinnvoll und zielführend eingesetzt werden, dann bieten sich auch heute schon beträchtliche Möglichkeiten – gerade für kleine und mittelständische Unternehmen.“ Besonders die Migration von CRM und E-Mail-Diensten in die Cloud bietet sich für viele Unternehmen schon jetzt an. Durch eine kluge und strategisch sinnvolle Auswahl von Cloud-Services können die IT-Kosten eines Unternehmens enorm gesenkt werden. Grundlegend hierfür sind sorgfältige Information und kompetente Beratung. Die Sicherheit der Daten sollte dabei jedoch an erster Stelle stehen.

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