IT-Outsourcing 2008
SoftTrend Studie – IT-Outsourcing 2008:
Neue Konzepte am Markt versprechen mehr Flexibilität für mittelständische Unternehmen
Die Informationsverarbeitung in den Unternehmen hat in den letzten Jahren weiterhin immens an Bedeutung gewonnen. Sie ist vom Erfassen, Ordnen und Auswerten der betrieblichen Daten zu immer neuen Einsatzgebieten wie der eigenständigen Abwicklung komplexer Geschäftsprozesse vorgedrungen.
Mit Hilfe der Informationsverarbeitung werden heute die verschiedensten betrieblichen Abläufe automatisiert sowie teilweise in Echtzeit überwacht und gesteuert – und das weltweit. Denn aufgrund der verbesserten Verfügbarkeit und dem anhaltend niedrigem Preisniveau der weltweiten Breitbandverbindungen ist in vielen Unternehmen die weltweit vernetzte IT Realität geworden.
Dynamisch verändernde Märkte und steigender Wettbewerbsdruck verlangen nach wie vor eine immer höhere Integration der IT-Systeme, um sowohl Fertigungs- als auch Produktionsprozesse effizienter und damit wirtschaftlicher zu gestalten. Gleichzeitig kann im wachsenden Konkurrenzdruck nur überleben, wer sich auf seine Kernkompetenzen besinnt sowie eine optimale Fertigungs- bzw. Leistungstiefe besitzt. Veraltete DV-Landschaften, überproportional steigende EDV-Budgets und permanente Personalprobleme binden jedoch die hierfür dringend benötigten unternehmerischen Ressourcen. Eine zunehmend attraktive Lösung für dieses Problem bietet das Outsourcing von IT-Leistungen an externe Dienstleister.
Motivationsanreize für das Outsourcing bei mittelständischen Unternehmen:
- Konzentration auf Kernkompetenzen
- Kostenreduzierung
- Variabilisierung von Fixkosten
- Kostentransparenz
- Flexibilität beim Ressourceneinsatz
- Mangelnde Verfügbarkeit qualifizierter Mitarbeiter
- Defizite beim unternehmenseigenen IT-Service
- Effizienzsteigerung durch Einsatz bzw. Nutzung moderner, leistungsfähiger externer Technologien und rationeller Verfahren
- Garantierte Service-Levels
Mit der immer tiefer eingreifenden Vernetzung der IT-Systeme in die Produktions- und Verwaltungsprozesse verschwimmt jedoch zunehmend die klare Abgrenzung der sog. Kernkompetenzen eines Unternehmens. Das notwendige Know-how über die Prozessabläufe des Unternehmens erfordert zunehmend auch Know-how über die Einbindung derselben in die IT. Der heutige Fokus der Unternehmen liegt auf der Entwicklung effizienterer Geschäftsprozesse mit steigender Automatisierung durch die zunehmende Integration der IT-Services in der Leistungserbringung. Die Betriebskosten müssen bei stetig höheren Anforderungen kontinuierlich gesenkt werden. Parallel dazu sollen die Geschäftsprozesse flexibler gestaltet werden, so dass Innovationen in den Geschäftsmodellen und Geschäftsprozessen zügiger umgesetzt werden können. All dies lässt sich nur durch eine genauere Abbildung der Geschäftsprozesse in der vorhandenen IT-Infrastruktur erreichen.
Die in vielen Unternehmen bereits heute umgesetzte tiefe Integration der IT-Systeme in die Fertigungsbereiche bietet neben Chancen aber auch vielfältige Risiken. Jede Veränderung oder Anpassung der bestehenden Systeme und Abläufe erfordert zunehmendes Fingerspitzengefühl bei der Umsetzung, um nicht versehentlich ganze Produktionsprozesse lahmzulegen oder Millionen-Investionen zu entwerten.
Gegenüber der Ausgangssituation von z.B. vor 10 Jahren sind die Optionen einer IT-Optimierung, auch aufgrund der vielfältigen Outsourcing Modelle im Markt, wesentlich umfangreicher geworden. Jedoch ist die Komplexität der Fragestellungen und der späteren Umsetzungs-Projekte mindestens im gleichen Maße gestiegen. Die Optimierung der heute bestehenden IT-Systeme eines Unternehmens lässt sich längst nicht mehr als einfache „Make-or-Buy“ Entscheidung abbilden.
Auf die veränderte Nachfragesituation in den IT-Beratungs- und Services-Märkten reagiert eine Reihe von großen Anbietern bereits seit einigen Jahren mit neuen Leistungsprofilen. Inzwischen treten Unternehmen auf, die sich als Business Innovation/Transformation Partner (BITP) verstehen und als Gesamtdienstleister einen Mix aus Management- und IT-Beratung, Realisierung, Outsourcing und Business Process Management aus einer Hand anbieten. Sie nennen sich BITP, weil sie eine langfristige Partnerschaft, eine unternehmerische Mitverantwortung und eine nachdrückliche Unterstützung für Kundenunternehmen durch Innovations- und Transformationsleistungen anstreben.
Die Anbieterbefragung der Hamburger Unternehmensberatung SoftSelect GmbH, bei der mehr als 27 Outsourcing-Dienstleister in Deutschland untersucht wurden, macht deutlich, wie heterogen das Outsourcing-Angebot heute ist:
Der IT-Markt hat sich seit Anfang der 90er Jahre enorm schnell entwickelt und verfügt in Bezug auf die Beratungs- und Service-Leistungen inzwischen über einen hohen Standardisierungsgrad. Der Integrationsgrad von Business Anwendungen und Outsourcing Modellen hat bis heute kontinuierlich zugenommen. Waren zu Beginn der 90er Jahre die Business Applikationen weitestgehend nur Eingabemasken, zu denen der Anwender entsprechende Schulungen und ein hohes Maß an Verständnis der jeweiligen Prozessabläufe zu den Eingaben und Daten benötigte, sind die Anwendungen heute tief in die Prozessabläufe integriert und teilweise selbst teil der Prozesskette geworden.
Die Abgrenzung zwischen den IT-Dienstleistungs-, Software- und Unternehmensberatungs-Märkten wird jedoch zunehmend schwieriger. Während einerseits Managementberater auch IT-Know-how anbieten, weist andererseits die Leistungspalette der IT-Berater auch unternehmensorganisatorische und strategische Kompetenzen auf. Eine weitere Überschneidung ergibt sich dadurch, dass Standard-Software-Unternehmen ins Integrations- und Beratungsgeschäft drängen. Hinzu kommt, dass große IT-Beratungs- und Systemintegrations-Unternehmen ihre Aktivitäten auf Outsourcing- und Application-Services-Aufträge ausdehnen.
So bieten beispielsweise gut 40% der von SoftSelect untersuchten Outsourcing-Anbieter Dienstleistungen rund um die IT-Systemintegration an. Gegenüber dem IT-Consulting- (ca. 44 %) und Infrastruktur-Beratung liegt der Schwerpunkt in diesem Segment auf der Integration von Standard-Software sowie von Infrastruktur-Komponenten im Rahmen einer Gesamtlösung, beispielsweise Aufbau und Implementierung von E-Mail-, ERP- oder Workflow-Lösungen. Der Rollout größerer Anwendungspakete fällt ebenfalls in dieses Marktsegment. Im Gegensatz dazu wird das Server-Hosting sowie das Application-Service-Providing am häufigsten von den befragten Dienstleistern angeboten (jeweils ca. 55%).
Eine oftmals anzutreffende Form des Outsourcing ist das Business Process Outsourcing. Ein entscheidender Unterschied des Business-Process-Outsourcing im Gegensatz zum klassischen Outsourcing ist u. a., dass nicht nur die anfallenden Tätigkeiten extern vergeben werden, sondern auch das Management des spezifischen Prozesses (im Rahmen der getroffenen Vorgaben). Diese Form des Outsourcing wird in der Praxis z.B. im Bereich Personalwirtschaft angewandt (mehr als jedes vierte Unternehmen der SoftSelect Untersuchung bietet diese Art des Outsourcings an), wo etwa die komplette Lohnbuchhaltung oder das Bewerbermanagement/Recruiting an einen externen Dienstleister ausgelagert wird.
Die deutliche Erholung der wirtschaftlichen Situation bis 2008 hat dazu beigetragen, dass die Unternehmen wieder verstärkt in ihr Wachstum investiert haben. Unter anderem zeigt sich das beispielsweise in der Zahl der Übernahmen deutscher Unternehmen, die seit 2004 stark angestiegen ist. Eine Folge dieser Übernahmen ist der hohe Bedarf an Harmonisierung der IT- Landschaften in diesen Unternehmen, der auch in 2008 und 2009 zu den wichtigen Wachstumsfaktoren im IT- und TK-Beratungs- und IT-Outsourcingmarkt zählen wird.
Der Bereich der IT-Dienstleistungen hat sich in den letzten Jahren jedoch insgesamt schwächer entwickelt als von vielen IT-Dienstleistern erwartet. Das Outsourcing-Geschäft mit Managed Services und Outsourcing von Infrastruktur-Management (z.B. Desktop-Services und Server-Hosting) unterliegt nach wie vor einem ernormen Preiswettbewerb. Im Rahmen dieser Projekte entwickeln sich die Preismodelle stark in Richtung von Festpreisen oder zumindest gedeckelten Rahmenverträgen. Beispiele für solche Preismodelle gehen in Richtung „Festpreis pro Arbeitsplatz“ bei den Desktop Services oder Festpreis für First- und Second-Level-Support, wo bisher auf Basis der Anrufe in den Call Centern abgerechnet wurde. Inzwischen haben fast alle Anbieter kontinuierliche Verbesserungsprozesse in ihre Dienstleistungsangebote integriert, so dass der Kunde durch nachhaltige Problemlösungen über eine steigende Qualität und damit eine sinkende Anzahl an Anrufen profitiert.
Während der Preisdruck bei den Infrastruktur-Services das Umsatzwachstum in diesen Bereichen stark erschwert, haben sich Services auf höheren Ebenen wie Application Management oder Business Process Outsourcing stärker entwickelt. Demzufolge stellen die Infrastruktur-Services, bezogen auf die Zahl und das Volumen der abgeschlossenen Verträge insgesamt nach wie vor den größten Teil des Managed-Services- und Outsourcing-Marktes dar.
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