Rechnungswesen-Software: Ausbau von Planungs- und Analyseinstrumenten im Fokus
Der Markt ist in Bewegung – Ausbau von Planungs- und Analyseinstrumenten im Fokus
Der Markt für Rechnungswesen-Software war in den vergangenen Jahren nicht nur durch Konsolidierungstendenzen geprägt, in deren Zuge ERP-Anbieter das eigene Produktspektrum um OEM-Lösungen aus den Bereichen HR, Controlling, BI und Rechnungswesen ergänzt haben. Daneben standen auch wieder eine Vielzahl von funktionalen und insbesondere technologischen Weiterentwicklungen (z.B. Java-Basis, SOA oder Webzugriff) auf der Systemseite im Fokus. Die Hamburger Unternehmensberatung SoftSelect GmbH hat in ihrer aktuellen Rechnungswesen Software Studie zum Thema "Software für Finanzbuchhaltung, Anlagenbuchhaltung, Kostenrechnung auf dem Prüfstand" und zeigt neben hilfreichen Anwendertipps, welche Trends sich abzeichnen und wo noch Entwicklungsbedarf besteht.
Rechnungswesen Software im Überblick
Rechnungswesen Software ist heute längst nicht mehr nur eine Kerndisziplin des betrieblichen Verwaltungsapparates, wo lediglich gebucht und verbucht wird. Mit den Daten, die sie an die heute schon üblichen Analyse- und Planungssysteme liefert, trägt sie entscheidend zur erfolgreichen Unternehmenssteuerung bei. Eine ganz besonders große Bedeutung hat daher die nahtlose Integration des Rechnungswesens innerhalb der Applikationsfamilie eines Unternehmens. Insbesondere im Hinblick auf die Integration von Daten aus vor- und nachgelagerten Systemen für das Controlling, Kennzahlensystem, Risikomanagement, Performance Management oder Business Intelligence wurden Bemühungen entfaltet, die Systeme über eine gemeinsame Basisarchitektur miteinander zu koppeln. Wie die diesjährige Untersuchung über Rechnungswesen Software der Hamburger Unternehmensberatung Softselect ergab, verfügen beispielsweise 92% der insgesamt 60 untersuchten Lösungen über ein integriertes Controlling. Die Frage, ob aber das Controlling-Modul ebenfalls relevante, externe Daten aus vor- und nachgelagerten Systemen berücksichtigt, konnten jedoch nur gut 78% der untersuchten Softwareanbieter bejahen. Dennoch stellt dies eine positive Entwicklung dar. Waren im vergangenen Jahr noch lediglich etwa 66% der Systeme hierzu in der Lage, sind heute etwa 12% mehr Anbieter mit ihren Lösungen fähig, relevante Daten aus Dritt- oder externen Systemen für strategische Entscheidungsprozesse in der Organisation zu berücksichtigen.
Schwächen von Rechnungswesen Software
Zwar sind die Möglichkeiten der im Rechnungswesen und Controlling eingesetzten Software für den wirtschaftlichen Erfolg einzelner Geschäftsbereiche von maßgeblicher Bedeutung, aber Mängel in der Prozessorganisation kann auch die beste Lösung nicht kompensieren. So verfügen mit ca. 93% fast alle untersuchten Lösungen über ein Rechnungseingangsbuch. Dennoch ist der Rechnungsprüfungs- und Abwicklungsprozess heute einer der Bereiche, die in der betrieblichen Praxis noch zu hohe Prozesskosten verursachen. Rechnungen werden nicht nur an die Rechnungsadresse verschickt, sondern auch an die auftraggebenden Verantwortlichen und über unterschiedliche Kanäle (papiergebunden vs. digitale Rechnungen, Niederlassungen vs. Unternehmenszentrale etc.). Schaut man sich diese Abläufe in den Unternehmen einmal genauer an, werden immer wieder Defizite deutlich, die, über einen längeren Zeitraum praktiziert, sich durchaus kostenmäßig nennenswert niederschlagen. Lange Durchlaufzeiten, manuelle Bearbeitungen, uneinheitliche Ablagesysteme, unterschiedliche Ordnungskriterien, komplexe Freigabeprozesse sowie unübersichtliche Preis- und Konditionsstrukturen des Rechnungsstellers verursachen hohe Verwaltungskosten und Skontoverluste. Als Folge werden Rechnungen teils nur unzureichend auf Plausibilität und Richtigkeit überprüft. Verstärkt werden diese Kosten- und Einflussfaktoren vor allem bei Unternehmen, die über dezentrale Organisationsstrukturen verfügen. Von Jahr zu Jahr gibt es aber immer mehr Anbieter, die den Zugriff und die Bearbeitung des Rechnungseingangsbuches über das Web erlauben. In Ergänzung dazu liefern einige Anbieter zum Teil sogar leistungsfähige Scanning- und Texterkennungs-Systeme als voll integrierte Systeme gleich mit, so dass die Rechnungen, teils mit entsprechenden Plausibilitätskontrollen versehen, digitalisiert direkt eingebucht und zur Freigabe weitergeleitet werden können. Web-basierte Rechnungseingangsbücher werden der SoftSelect Untersuchung zufolge noch erst von etwa 47% der Systemhersteller angeboten (unter anderem die stand-alone-Lösungsanbieter FibuNet und Diamant-Software sowie deren OEM-Partner), was ca. 7% mehr als im Vorjahr entspricht.
Konsolidierung von Rechnungswesen Software
Die Konsolidierung im Markt für Rechnungswesensoftware ist auch in 2008 weiter vorangeschritten. So hat beispielsweise der ERPII-Lösungsanbieter e.bootis ag das javabasierte eGECKO-Systemportfolio von CSS für die Bereiche Rechnungswesen, Personalwesen und Controlling eingebunden. Auch die Demand Software Solutions GmbH, Anbieter der auf modernen Web- und Open-Source-Technologien basierten ERP-Lösung GENESIS4Web, hat zur CeBIT 2008 sein neues Rechnungswesenmodul, das auch als eigenständige Lösung einsetzbar ist, vorgestellt. Der niederländische ERP-Anbieter Unit 4 Agresso hat noch vor der CeBIT 2008 den international erfolgreichen Rechnungswesenspezialisten Coda, der zum Ende 2007 seine neue SaaS-Lösung (Software-as-a-Service) auf Basis der Salesforce.com-Plattform vorgestellt hatte, auch auf Beteiligungsebene vollständig in die Gruppe integriert. Das auf der Bison J2EE-Plattform entwickelte Rechnungswesensystem Sharknex von SoftM, das neben der Integration in Semiramis als standalone-Lösung sowie als integrativer Bestandteil der ERP-Lösung Greenax angeboten wird, wurde der Öffentlichkeit erstmals zur Systems im Oktober 2007 präsentiert.
Die kontinuierliche Erweiterung sowie die strategische Einordnung bestimmter Funktionsumfänge seitens der Hersteller spiegelt das Bestreben wider, ERP-Suiten zu umfassenden Enterprise-Lösungen weiterzuentwickeln. Insbesondere bei dem benachbarten Themengebiet Business Intelligence zeigen die letzten Übernahmen marktbestimmender Anbieter (Business Objects durch SAP, Hyperion durch Oracle oder Cognos durch IBM) oder auch der bereits hohe Abdeckungsgrad von mehr als 84% bei vielen von SoftSelect untersuchten ERP-Systemen, dass hier schon längst ein Verdrängungsprozess im Gang ist. Möglich gemacht wird die (effiziente) Einbindung der Systeme vor allem durch die Weiterentwicklung im Bereich der Infrastrukturplattformen und serviceorientierten Architekturen bzw. Web-Services, die den Anwenderunternehmen eine Abkehr der Abhängigkeit von einzelnen Systemanbietern oder –Lösungen und (wieder) eine gedankliche Auseinandersetzung mit Best-of-Breed-Konzepten bescheren.
Zusammenfassung der Rewe Studienergebnisse
Die an der SoftSelect Untersuchung teilnehmenden Anbieter fokussieren im Wesentlichen mittelständische Unternehmen in der Größe von 50 bis 500 Beschäftigten nahezu aller Branchen. Die Hersteller bieten ihre Lösungen vorwiegend noch mit einer zugrunde liegenden Client-/Server-Architektur an (2008: 88,3%, 2007: 92%). 60% der Hersteller bieten daneben aber auch Lösungen auf Basis einer Multi-Tier-Architektur an. Ein leichter Anstieg ist im Bereich der Portal-Lösungen (+4,8%) und web-basierter Lösungen (+2,4%) zu verzeichnen.
Auch das vergangene Jahr wurde von den Anbietern dazu genutzt, vorhandene Defizite zu Wettbewerbern und Marktführern mit weiterentwickelten Modulen sowie der Integration externer Partnerlösungen zu reduzieren. So verfügen mittlerweile fast alle untersuchten Lösungen über integriertes Mahnwesen mit Verzugszinsenberechnung, die Möglichkeit von Dauerbuchungen, eine Verbuchungsautomatik für Kontoauszüge, eine Fremdwährungsverwaltung sowie ein integriertes Kassenbuch für Barauszahlungen und Barbuchungen, welches die Abläufe speziell bei Geschäftsreisen erheblich erleichtert.
Die größte Entwicklung ist bei den Jahresabschlussarten zu beobachten. Hier haben insgesamt sieben von 42 Lösungsanbietern, die an den SoftTrend Studien 2007 und 2008 teilgenommen haben, das eigene System um die Möglichkeit der Erstellung eines Jahresabschlusses nach US-GAAP erweitert. Neben dem Jahresabschluss nach hiesigem Recht (HGB und Finanzbehörde) müssen Unternehmen aufgrund von Beteiligungen oder eigenständigen Firmenniederlassungen im Ausland auch internationalen Standards genügen. Beachtlich ist ebenfalls die positive Entwicklung bei der Simulation von Forecast-Berechnungen (+7,1% im Vergleich zum Vorjahr). Zusätzlich wurde in die Entwicklung von Modulen für die Bereiche Business Intelligence sowie Corporate Performance Management investiert (je +4,8%).
Kernfunktionen der untersuchten Lösungen (Mehrfachnennung möglich)
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